Archiv für das Jahr: 2014

Interview: Hetzjagd auf Migranten in Dresden

Quelle: addn.me

Am Montag, den 22. Dezember kam es nach einer PEGIDA-Großkundgebung zu einem brutalen Überfall auf migrantische Jugendliche in der Centrum-Galerie. Im einen Tag später veröffentlichten Polizeibericht war lediglich von einem verletzten PEGIDA-Demonstranten die Rede. Der 24-Jährige soll demnach auf der Prager Straße mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden sein. Nach Information von Hit-Radio-RTL erlitt der Mann aus Großenhain eine Stichverletzung am Oberschenkel. Erst auf der Rückfahrt mit dem Zug nach Großenhain sei dem Mann dann die Schwere seiner Verletzung aufgefallen. Woher der Mann seine Stichverletung hatte, ist noch ungeklärt. Für das rechte Internetportal PI-News stehen die Schuldigen bereits jetzt fest – es waren “Ausländer”. Die Vorgänge in der Centrum-Galerie blieben dagegen bislang nebulös. Informationen, die uns durch zwei Augenzeugen zugetragen wurden, könnten Licht ins Dunkel bringen und dürften starke Zweifel an der “weißen Weste” der PEGIDA-Anhängerschaft aufkommen lassen, denn sie rücken die “Messerattacke” in ein ganz anderes Licht. Dass den Behauptungen mit viel Skepsis begegnet werden muss, zeigt auch ein angeblicher Überfall in Großröhrsdorf. Der Ort war in die Schlagzeilen geraten, nachdem sich ein Überfall durch einen Asylsuchenden auf einen 23jährigen Bewohner des Ortes als frei erfunden herausgestellt hatte. Am Montag darauf war der angebliche Vorfall mehrfach bei PEGIDA zum Thema gemacht worden – eine Richtigstellung erfolgte jedoch nie. Interview: Hetzjagd auf Migranten in Dresden weiterlesen

Protest gegen rassistischen Kaufhausbesitzer

Heute um 20.00 sollte das vom Görlitzer Willkommensbündnis organisierte Benefizkonzert für Gefüchtete mit „Strom & Wasser feat. the Refugees“ im Görlitzer Kaufhaus beginnen. Kurzfristig wurde es auf den Christkindlmarkt verlegt, wo nun kein Eintritt, sondern nur Spenden eingenommen werden können.

Grund dafür: Winfried Stöcker, Besitzer des Kaufhauses und Leiter einer Medizintechnikfirma hatte die Nutzung seiner Räume untersagt. In Interviews, zum Beispiel mit Radio Lausitz und der SZ-online erklärte er: „Ich habe die Veranstaltung in meinem Kaufhaus untersagt, weil ich den Missbrauch unseres Asylrechts nicht unterstützen will.“ [1]

Er forderte des Weiteren, Afrikaner*innen sollten lieber dafür sorgen, den Lebensstandard in ihren Herkunfstländern zu heben und behauptet, eine bedrohliche Islamisierung in Deutschland beobachten zu können. Mit diesen Aussagen reiht sich Stöcker ein in eine rassistische Grundstimmung in der Gesellschaft, welche sich in aktuellen Aufmärschen von Gruppierungen wie PE-, LE- oder BAGIDA öffentlich entlädt.

Stöcker hat als Professor der Medizin einen Lehrauftrag an der Universität Lübeck. Deren ASta hat sich bereits zu seinen Äußerungen positioniert und fordert seine Entlassung aus der Lehre. [2] Selbst die Lübecker CDU übte bereits Kritik am Verhalten Winfried Stöckers. [3]

In Görlitz wird heute um 19.00 eine Kundgebung vor dem Kaufhaus stattfinden. Kommt zahlreich, um euren Protest gegenüber Winfried Stöcker und den rassistischen Verhältnissen zu äußern! Solidarisiert euch mit Geflüchteten!

[1] http://www.sz-online.de/nachrichten/sie-haben-kein-recht-sich-hier-festzusetzen-2997815.html
[2] http://www.asta.uni-luebeck.de/sites/default/files/PM-AStA-Uni-Luebeck_Stoecker_2014-12-19.pdf
[3] http://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Reisefreudige-Afrikaner-Empoerung-ueber-Stoecker,stoecker108.html

Zur PEGIDA-Demo & Gegenprotesten am 08.12.

Kurzes Resümee zum letzten Montag.
Posted on 2014/12/10 ura-dresden

An irgendwelchen Zahlenspielchen wollen wir uns hier nicht beteiligen, klar ist jedoch, dass die Zahl der „Dresden für Alle“-Teilnehmer*innen nicht nur unsere Erwartungen bei weitem überstieg und wir den Grad der Mobilisierung als Erfolg stehen lassen können. Auf die Frage, ob hinter der regen Teilnahme an eben jener Veranstaltung wirklich und ausschließlich ethische Beweggründe standen oder ob der Ein oder die Andere lediglich aus Gründen der Imagepflege und Standortlogik dem Aufruf folgte, können und wollen wir nicht antworten. Als Erfolg der letzten Wochen kann auch gewertet werden, dass die „PEGIDA“-Losung der Friedfertigkeit immer deutlicher ad absurdum geführt wurde. So stürmte quasi die komplette „PEGIDA“-Gefolgschaft, teils sehr aggressionsgeladen, gen Innenstadt und somit gen Gegenkundgebung, wo sich dann nicht wenige PEGIDioten ihrer Gewaltaffinität hingaben. Dies geschah im Übrigen, zumindest anfangs, relativ ungestört, da die Polizei damit beschäftigt war die Gegenaktion zu kesseln. Zur PEGIDA-Demo & Gegenprotesten am 08.12. weiterlesen

Jubel-Postings unter falscher Identität

BAYER: unlautere Werbung in sozialen Netzwerken

Die Wiener PR-Agentur Mhoch3 hat über Jahre hinweg mit gefälschten Identitäten Postings in Onlineforen platziert. Positive Kommentare wurden unter anderem im Auftrag von Opel, TUI, Red Bull und BAYER verfasst. Der Geschäftsführer von Mhoch3 bestätigte, dass das „Online-Reputationsmanagement“ seit zehn Jahren angeboten und weiterhin betrieben werde. Nach Recherchen des österreichischen Magazins DATUM veröffentlichte die Agentur mehrere hunderttausend Postings unter falschen Namen.

Die gefakten Kommentare finden sich vor allem auf deutschen Foren, darunter Plattformen und soziale Netzwerke wie YouTube oder GuteFrage.net, Nachrichtenseiten wie Spiegel.de und Focus.de sowie Sparten-Angebote wie MeinAuto.de. Die PR-Profis geben sich meist als unbedarfte Nutzer/innen aus, die aus Freundlichkeit Unterstützung anbieten. Rechtschreibfehler und persönliche Fragen sollen Authentizität suggerieren.

Im Fall von BAYER warb Mhoch3 unter anderem für Flohmittel wie Advantix, Advantage und Kiltix aus der Veterinärsparte des Konzerns. Zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit sollten die Mitarbeiter/innen eigens ein Haustier erfinden. In Interneteinträgen heißt es dann etwa: „Benny was hast du deiner katze letzt endlich gegeben damit die Flöhe verschwinden? Wir behandeln immer mitn Spot On von Bayer namens Advantage- kennst du das?…wünsch Euch viel Glück!“.

Im Fall der umstrittenen Hormonspirale Mirena wurde offenbar auch die Gesundheit der Anwenderinnen gefährdet. Obwohl für Mirena Tausende – teils schwerwiegende – Berichte von Nebenwirkungen vorliegen, veröffentlichte die Agentur Postings im Tonfall hilfsbereiter Freundinnen:
=> „also ich hab mir vor einem jahr die hormonspirale mirena einsetzen lassen und ich muss sagen, dass ich sehr zufrieden damit bin. hatte am anfang angst vor dem einsezten, doch das war halb so schlimm“. Olivia34, psychologie.at
=> „Ich habe mir die Mirena einsetzen lassen, ist ebenfalls eine hormonspirale und damit hatte mein Frauenarzt sehr gute Erfahrungen bereits gemacht (…) – das kann ich voll empfehlen“
=> „@ sporzal: mein tip es könnte auch eventuell nicht von der mirena kommen, sondern eventuell eine Allergie sein, ich hab das leider auch erst mal in vor kurzer zeit festgestellt, ich hatte echt total oft Kopfweh und das ist nicht lustig – das kann ich nachvollziehen“. MauMau, hormonspirale-forum.de
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Verfolgungseifer

2008 wurden laut Tagesspiegel 8511 Menschen in Berlin wegen Beförderungserschleichung verurteilt. 480 erhielten Haftstrafen, mussten also auf jeden Fall im Knast antreten. Bei den anderen blieb es zwar bei einer Geldstrafe, allerdings sind „Schwarzfahrer_innen“ oft mittellos, d.h. viele von ihnen werden auch solche Strafen absitzen. Nicht die Leistungserschleicher_innen sind damit die Verursacher des wirtschaftlichen Schadens, sondern Verkehrsgesellschaften, Polizei, Gerichte und Knäste. Denn die vielen Kontrollen kosten Geld. Ermittlungs- und Gerichtsverfahren ebenso. Am Ende zahlen zudem die Steuerzahler_innen laut Tagesspiegel für jede Inhaftierung etwa 80 Euro pro Tag und Gefangenen. Die „Schwarzfahrer_innen“ schaden hingegen direkt niemanden, denn alternativ würden die meisten auf ihre Mobilität verzichten statt eine Fahrkarte zu kaufen.

aus Contraste: Die Monatszeitung für Selbstorganisation (Ausgabe Oktober ’14)

Pressemitteilung

Berlin-Brandenburg / Gesundheit / Politik, 03. September 2014

*Schluss mit dem Aushungern der Refugees!*

*Medibüro fordert den Berliner Senat auf, die verantwortungslose, gesundheits-schädigende und menschenverachtende Politik im Umgang mit den Refugees vom Oranienplatz zu beenden*

Vor mehr als einer Woche besetzten Refugees das Dach ihrer vormaligen Unterkunft in der Gürtelstraße in Friedrichshain. Sie sind frühere Bewohner des Oranienplatzes und fallen damit unter die so genannte O-Platz-Regelung, ausgehandelt im „Einigungspapier Oranienplatz“ zwischen den Refugees und Senatorin Dilek Kolat im Auftrag des Berliner Senats.
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